Der köstliche Weihrauchgeruch und das imposante Orgelspiel beim Einzug haben gleich zu Beginn deutlich gemacht: Heute ist kein normaler Dienstagabend. Der 15. November ist für die Gesamtkirche und den Dominikanerorden von besonderer Bedeutung. Es ist der Gedenktag des heiligen Kirchenlehrers und Bischofs Albertus Magnus. Zu diesem Anlass haben die Dominikaner zu einer Festmesse in die Bonifatius-Kirche eingeladen. Prior Frano Prcela stand dem Gottesdienst vor und betonte in seiner Einleitung die Größe des heiligen Albert auch als Friedensstifter und Brückenbauer in einer damals zerstrittenen Kölner Ortskirche. Ein kleiner Seitenhieb an die Adresse der deutschen Bischöfe, die zeitgleich zum Ad-limina-Besuch in Rom weilen und sich beraten.
In seiner Festpredigt hob Pater Dr. Carsten Barwasser eindrücklich die Bedeutung des Dominikaners Albertus Magnus für die Wissenschaft und den akademischen Diskurs hervor. Albert habe als Naturforscher und Philosoph die Studienlandschaft in Deutschland maßgeblich geprägt und nachhaltig beeinflusst. „Albert hatte keine Angst vor Neuem und hat mutig die wissenschaftliche Auseinandersetzung gesucht“, betonte Pater Carsten. Neben seinem Schüler Thomas von Aquin sei Albert lange unterschätzt worden – zu Unrecht. Sein Werk und sein Leben seien damals wie heute „bedenkenswert und bemerkenswert“. Der Festprediger endete stimmig mit einem der zahlreichen Gebete Alberts, die uns überliefert sind. Nach der kurzweiligen Homilie nahm der Festgottesdienst seinen gewohnten Lauf mit der Feier des gemeinsamen Mahles.
Was bleibt nach diesem festlichen Abend? Vielleicht eine Grundmelodie, die sich durch den gesamten Gottesdienst gezogen hat: Lassen wir uns vom weiten, offenen Geist des heiligen Albert inspirieren, damit wir standhaft, zukunftsfähig und relevant bleiben – als Ordensgemeinschaft und als Gesamtkirche.
Frater Christoph Wichmann OP